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Gendern? - Ohne mich!

Am Wochenende war ich auf verschiedenen Medienportalen der Schweiz vertreten.


Grund dafür war ein Artikel in der Sonntagszeitung, in welchem ich mich zur Doktrin des gendergerechten Schreibens an Schweizer Hochschulen kritisch geäussert hatte. Und obwohl eine riesige Mehrheit der Leser des Artikels meine Meinung teilt, möchte ich trotzdem kurz die Gründe für meine Ansicht teilen:


Sprachwissenschaft:


Selbst die Sprachwissenschaft steht dem gendergerechten Schreiben kritisch gegenüber. So wurde verschiedenfach in Studien nachgewiesen, dass neutrale Formen – beispielsweise Studierende, Auszubildende, Reinigungskraft etc. – ebenfalls verstärkt männliche Assoziationen hervorrufen. Also genau das, was man mit dem gendergerechten Schreiben ja apodiktisch vorzuschreiben versucht.

Und selbst ob der non-binären Schreibweise ist sich die Sprachwissenschaft selbst unsicher. So hat sich die bekannte Linguistin, Helga Kotthoff, bereits 2017 kritisch gegenüber der Schreibweise mittels Gender-Stern geäussert:


„Ob sich der / die Lesende [...] bei der Referenz Leser_

in einen Crossdresser vorstellt, ist bis heute nicht nachgewiesen, aber sehr unwahrscheinlich, da die humanen Prototypen, die wir bei Referenzen flüchtig vor unserem inneren Auge vorbeispazieren lassen, eher einer alltäglichen Lebenswelt entstammen als einem impliziten Appell, der von Sonderzeichen ausgeht“.


Sprachwandel:


Vielfach wird den Kritikern des gendergerechten Schreibens vorgeworfen, die Sprache würde sich nunmal verändern, das hätte sie schon immer gemacht. Dies ist zwar wahr, jedoch passierte dies stets unbewusst. Rudi Keller, deutscher Sprachwissenschaftler, formuliert dies folgendermassen:


Sprache und Sprachwandel sind ein Phänomen der dritten Art, also weder vom Menschen gemacht noch ein Naturphänomen, dagegen die kausale Konsequenz einer Vielzahl individueller, intentionaler Handlungen.


Im Gegensatz dazu wird das gendergerechte Schreiben im Leitfaden der Universitäten vorgeschrieben. Es ist somit ein menschliches Artefakt und eben gerade nicht die Konsequenz beabsichtigter Handlungen des Sprechers.


Aus diesen – und weiteren – Gründen bin und bleibe ich gegenüber dem gendergerechten Schreiben auch weiterhin kritisch. Das bedeutet keineswegs, dass ich Andersdenkenden gegenüber nicht offen wäre, sondern vielmehr, dass ich mich dagegen wehre, einer gewaltigen Mehrheit eine Schreibweise aufzuzwingen, welche weder mit den Gesetzen des Sprachwandels noch der Sprachwissenschaft zu erklären ist.




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